Die Geschäftsführerin, Frau Florschütz, kam für eine Stunde in der Mittagszeit, um mit Frau Hegemann über die großen Herausforderungen der ambulanten Pflege zu sprechen. Ein sehr wichtiger Punkt ist die unglaublich starke Lohnkostensteigerung in den letzten Jahren, die leider nicht von der Pflegeversicherung aufgefangen wird. Der Eigenanteil ist so hoch geworden, dass viele Menschen ihn nicht mehr finanzieren können. In den WG´s wird man dann in der letzten Lebensphase von Sozialhilfe abhängig. Im klassischen ambulanten Bereich werden immer häufiger Leistungen abgesagt, damit die Privatrechnung nicht zu hoch ist. Das führt zu einer Unterversorgung der Betroffenen, oder einer Überlastung der Anghörigen. In der stationären Pflege werden die Menschen seit 2022 stufenweise beim Eigenanteil stark entlastet und das obwohl im Gesetz verankert ist: "ambulant vor stationär"! Dieses Ungleichgewicht muss angepasst werden. Da die Pflegekassen leer sind, sollen aber eher Leistungen gekürzt werden, um zahlungsfähig zu bleiben. Das macht uns große Sorgen.
In diesem Kontext äußerte Hegemann die zentrale Frage, ob bundesweit 94 Krankenkassen sinnvoll seien, angesichts des dadurch entstehenden Verwaltungsapparates - eine Erfahrung, die sie aus ihrer Tätigkeit in der Wohn- und Pflegeberatung kennt. Sie wies darauf hin, dass sich die Ausgaben der Pflegekassen von 2013 bis 2023 bereits verdoppelt hätten, parallel zur mehr als Verdoppelung der Zahl der Pflegebedürftigen - eine Entwicklung, die sich mit dem Älterwerden der Babyboomer rasch fortsetzen werde. Angesichts dieser Lage fordert Hegemann eine grundsätzlich neue Finanzierung der Pflege.